In der Hippie Zeit war es noch "in" - neuerdings gibt es erbitterte
Diskussionen, ob das Kopieren von indigener Kultur ein Kulturraub - oder
sogar eine Art Alltagsrassismus sei. Nun:
Kulturelle Assimilation und Inspiration hat es doch schon zu allen Zeiten
gegeben, durch die alten Handelswege. Das war durchaus kreativ, fruchtbar
und hat alle weitergebracht.
Und man würde einem Indianer, der ein Auto fährt und Fernseher guckt, ja
auch keinen kulturtellen Raub oder Alltagsrassismus vorwerfen.
Problem ist nur, dass unsere Kultur Lebensenergie, Chi, Prana, magische und
medizinische oder kulturelle Anwendung dieser "Energie" weder wahrnehmen
noch assimilieren kann. Alles was wir können ist, diese Dinge zu einem
Karneval oder zu Schmuck herunter zu transformieren, ohne überhaupt zu
bemerken, wie respektlos und degradierend das ist.
Es geht noch weiter: wir können nicht einmal unsere eigene Kultur mehr
assimilieren, wo sie diese Dinge in der Vergangenheit hatte. Schauen wir
uns alte und neue Kirchen an. Bei alten Kirchen sind die Kirchtürme
Obelisken - die ähnlich wie Pyramiden wirken und nach Himmelsrichtung
einjustiert werden müssen. In den Säulengängen spiegelt sich das Wissen der
alten Steinkreise wieder - und die alten Kirchen sind durchaus energetisch
aktiv!
Gucken wir uns die Kirchen an, die von Architekten konstruiert werden, die
heute so von der Uni kommen: das ist ja vielleicht gut gemeint - und
"Schmuck" von den Indianern zu kopieren ist vielleicht auch gut gemeint -
aber energetisch ist da nix mehr.
Stellt euch vor, unsere Kultur wäre in der Minderheit und die Mehrheit der
Indianer würde unsere Elektriztität köpieren: Fernsehgeräte im ganzen Land
als Kaschperletheater. Ein Elektringenieur, der sich mit Induktivität,
Halbleitereigenschaften, Kapazität usw auskennt, würde sich doch
verhohnepieplt, DEGRADIERT vorkommen mit diesen Kaschperletheatern.
Und die gesellschaftliche Indianer-Mehrheit würde ihm sagen: was erzählst
du da für ein weißes Eingeborenenmärchen: UHF Wellen, womit Personen von
einem Studio in Köln durch die Luft fliegen, in eine Antenne gesogen werden
und dann Zuhause Licht und Schallschwingungen erzeugen, die in unserem Kopf
einen Krimi machen - was erzählst du da - nee, wir wissen um euren
Aberglauben, mit dem sich unsere Ethnologen beschäftigen - STROM GIBT ES
NICHT - und wir haben unseren Spaß mit unseren Kaschperletheatern, das ist
genau DAS, was wir von euch assimilieren können.
Was wir mit kulturellen Artefakten anfangen können, ist also Mode, Schmuck,
Karneval und Kaschperletheater. Symbole sind für uns beliebige Grafiken mit
einer beliebigen Bedeutungszuordnung - bei Indigenen ist eine Grafik mit
einer Energie verbunden, Grafik, Energie, Laut und Bedeutung sind nicht
zufällig, sondern schwingen magisch synchron, wobei diese Synchronizität
zwischen den Elementen die magische Kraft erzeugt. Wie bei einer Musik,
wenn alles im Takt spielt, hat die Musik Power - wenn der Takt
auseinanderfällt, hat die "Musik" null Kraft mehr.
Diese energetisch- magisch wirksamen Zeichen werden auf bestimmte
energetisch zugeordneten Körperregionen getragen - und synchron verbunden
mit zeitlich-kosmischen Energien, Jahreszeitfesten, führen Rituale zu
bestimmten spirituellem Erleben. Da wirken also Grafik, Laut,
Lebensenergie, Raum und Zeit und Rhythmus synchron miteinander, was dann zu
einem magischen Erleben führt - und da fällt eben nicht alles zu einer
Beliebigkeit auseinander, wie es bei uns mit der Definition eines Symbols
in der Logik deutlich wird.
Es übersteigt auch das, was wir dann in der Kunst mit Ästhetik zu erspüren
versuchen: diese magische Kraft der Synchronizität zwischen allen Elementen
können nur wenige Künstler wahrnehmen. Indigene würden solche kraftlose
Schmuck-Ästhetik dann als "Kitsch" wahrnehmen, als einen Versuch, ihre
Kultur zu verkitschen.
Dieser Zusammenhang ist für unsere Kultur genauso unverständlich wie das
"weiße Eingeborenenmärchen" von elektrischen Wellen, womit Menschen von
einem Studio in Köln in unsere Wohnzimmer fliegen und dabei noch an vielen
Orten gleichzeitig sein können.
Eine wissende Assimilation auf Augenhöhe wäre gegenseitiger Respekt. Und
vor allem würde man nicht wahllos alles Mögliche kopieren, sondern hätte
auch einen eigenen Weg vorzuweisen.
Wie es aussieht, KÖNNEN wir aber auf dieser Ebene nichts mehr wirklich
assimilieren, weil unser kulturelles Bewußtsein bestimmte Wahrnehmungen
ABGESPALTEN hat - und wir dabei so tun, als stünden wir über den Dingen und
somit UNWISSENTLICH schönen degradierenden Kitsch produzieren.
Wenn wir aber wissen, dass es sich um DIE UNIVERSELLE KRAFT handelt - und
wir künstlerisch versuchen, diese Kraft wieder zu erspüren, finde ich das
schon legitim, Anregungen aus anderen Kulturen zu experimentieren, als eine
Annäherung an Wurzeln, die womöglich im Ursprung über jede Kultur
hinausgehen.